Dienstag, 21. Februar 2012

Guten Morgen mit Erich Kästner und Kurt Tucholsky


    Erich Kästner 
    Konferenz am Bett
    Ich saß bei Dir am Bett und fühlte jede Bewegung des Plumeaus, als wärst es Du. Wir sprachen klug und deckten mit der Rede das, was geschehen sollte auf und zu.
      Es war ein Zweikampf in gepflegter Prosa. Du lagst im Bett. Ich saß, und hielt mich stramm. Es roch nach Puder, und das Licht war rosa, und manches Wort wog zwanzig Kilogramm.
    Du wolltest nicht, daß ich bloß bei Dir säße, Du wolltest aber, wie ich bald erriet, daß ich Dich erst auf Dein Kommando fräße. Du lagst im Bett und machtest Appetit.
      Und dabei wußtest Du, daß ich das wüßte und wußte ich, Du wüßtest längst: er weiß. Und zeigtest Du ein bißchen sehr viel Büste, dann nickte ich und sagte: es ist heiß.
    Wir waren ganz und gar nicht zu beneiden, Wir schütteten die Stimmung durch ein Sieb. Am Ende wußte keiner von uns beiden, wer das, was beide wollten hintertrieb.
      Der Morgen dämmerte, die Vögel sangen. Bis sechs Uhr dreißig währte das Duett. Und wie ging's weiter? - Dann bin ich gegangen. Sonst säß' ich heute noch bei Dir am Bett...

Kurt Tucholsky

Danach

  Es wird nach einem happy end 
  im Film jewöhnlich abjeblendt. 
  Man sieht bloß noch in ihre Lippen 
  den Helden seinen Schnurrbart stippen- 
  da hat sie nun den Schentelmen. 
  Na,und denn-?

  Denn jehn die beeden brav ins Bett
  Naja.....diß is ja auch janz nett.
  A manchmal möchte man doch jern wissen:
  Wat tun se, wenn se sich nich kissen?
  Die könn ja doch nich immer penn.....!
  Na, und denn-?

  Denn säuselt im Kamin der Wind.
  Denn kricht det junge Paar 'n Kind.
  Denn kocht se Milch. Die Milch looft üba.
  Denn macht er Krach.Denn weent sie drüba.
  Denn wolln sich beede jänzlich trenn.....
  Na, und denn-?

  Denn is det Kind nich uffn Damm.
  Denn bleihm die beeden doch zesamm.
  Denn quäln se sich noch manche Jahre.
  Er will noch wat mit blonde Haare:
  vorn doof und hinten minorenn....
  Na, und denn-?
  
  D
enn sind se alt.
  Der Sohn haut ab.
  Der Olle macht nu ooch bald schlapp. 

  Vajessen Kuß und Schnurrbartzeit-
  Ach, Menschenskind,wie liecht det weit!
  Wie der noch scharf uff Muttern war,
  det is schon beinah nich mehr wahr!
  Der olle Mann denkt so zurück:
  wat hat er nu von seinen Jlück?
  Die Ehe war zum jrößten Teile
  vabrühte Milch und Langeweile.
  Und darum wird beim happy end
  im Film jewöhnlich abjeblendt.

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